Erstveröffentlichung des Beitrags am 04.07.2018 auf OWL-Morgen.de

Diesen Satz hat bestimmt jeder schon gehört: „Wir arbeiten jetzt agil!“ Dabei ist Agilität gar kein neues Thema, sondern existiert bereits seit fast 70 Jahren in den unterschiedlichsten Facetten. Was bedeutet es aber? Und worauf kommt es eigentlich an?
Das Konzept der Agilität wurde bereits in den 1950er-Jahren in der Systemtheorie von Organisationen angeführt und erlebte 2001 insbesondere in der Softwareentwicklung einen weiteren Aufschwung.
Durch die Digitalisierung ist der Begriff heutzutage wieder in aller Munde und erhält eine größere Bedeutung und höhere Aktualität. Viele wollen nun agiler werden, denn sie erhoffen sich dadurch nicht nur mehr Innovationskraft, sondern müssen im Zeitalter der Digitalisierung Schritt halten. Natürlich soll auch die Menschlichkeit durch mehr „Wir-Gefühl“ und „Augenhöhe“ gestärkt werden. Einhergehend mit dem Kontext von Arbeit 4.0, vermischen sich hier Ideen der New-Work-Szene mit Gedanken aus dem Lean-Umfeld und Frameworks aus dem Umfeld der Softwareentwicklung.
Alle sprechen von Agilität, aber vielen ist dabei nicht wirklich klar, was Agilität eigentlich bedeutet. Wenn wir uns den kleinsten gemeinsamen Nenner anschauen, so hat Agilität etwas mit Anpassungsfähigkeit oder auch Beweglichkeit zu tun. Dies ist den Meisten jedoch zu abstrakt. Also suchen sie nach Methoden, Techniken sowie Leitfäden, reißen Konzepte und Ideen aus dem Zusammenhang und pressen diese dann in das vorhandene System.
Aus Positionen und Funktionen werden mal eben schnell Rollen gemacht, aber die Hierarchien und Kostenstellen nicht aufgegeben. Die Teams bleiben unter dem Deckmantel der „Selbstorganisation“ sich selbst überlassen. Stärker als zuvor wird nun der Druck aufgebaut „kreativer und innovativer zu sein“, aber an Kennzahlen (KPIs) wird nach wie vor festgehalten. Wände werden mit lustigen, bunten Zettelchen beklebt; Innovation ist jedoch Fehlanzeige und auch die Beschäftigten sind nach der anfänglichen Euphorie eher frustriert. Schneller sind sie nicht geworden und kostengünstiger war das Ganze auch nicht.
Der Grund? Beim Thema Agilität wird nur zu gerne der Kulturgedanke vergessen. Genau dieser ist es, der jedoch wirklich neu an der Agilität-Idee ist. Dafür jedoch bedarf es eines kontinuierlichen Wandels der Denkweisen aller Personen im Unternehmen. Erst mit dem richtigen „Mindset“ kann Agilität wirklich hergestellt werden.
So, was war jetzt doch gleich agil? Agil ist die Fähigkeit flexibel und adaptiv auf Veränderungen zur reagieren und diese sogar proaktiv zu gestalten sowie vorauszusehen. Agilität bedeutet demnach für ein Unternehmen agil zu reagieren, Chancen und Risiken wahrzunehmen (Issue-Management) und sich damit einen nachhaltigen Erfolg zu sichern.
Mit der Agilität soll ein adaptiver, evolutionärer Zustand erreicht werden, der dauerhaft das Überleben in einer sich wandelnden Welt der Digitalisierung sichert.
Dabei lassen sich mehrere Dimensionen von Agilität aufzeigen:
Anstatt auf Prozessen und Werkzeugen liegt der Fokus nun auf den Individuen und der Interaktion miteinander. Kommunikation und Offenheit ist die Devise! Produkte und Dienstleistungen stehen im Vordergrund und nicht die umfassende Dokumentation. Anstelle lang andauernder Vertragsverhandlungen wird die vertrauensbasierte Zusammenarbeit mit dem Kunden angestrebt. Starre Pläne werden aufgegeben, damit überhaupt erst besser auf Veränderungen eingegangen werden kann.
Genau diese Agilität benötigen wir, um Digitalisierung steuern und nutzen zu können. Diese ist nicht morgen abgeschlossen und wird uns fortlaufend begleiten. Für eine erfolgreiche Zukunft benötigen wir die Fähigkeit unsere Arbeit, unsere Produkte und unsere Dienstleistungen ständig selbst zu reflektieren und anzupassen. Bei agilem Vorgehen sprechen wir von Teams, Mitbestimmung und Selbstorganisation. Das ist richtig, aber auch hierbei benötigen wir eine starke Führung. Allerdings nicht die klassische, hierarchische Führung, sondern die wegebereitende Führung, ein aktives Change Management, welches das Aufbrechen von bisherigen Denkmustern und Denkweisen fördert.
We can’t solve problems by using the same kind of thinking we used when we created them.